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Nachdem Olga unsere Gäste begrüßt hat, spricht sie ein Gebet. Neben ihr stehen zwei große braune Tüten und ich bin schon ganz gespannt, was Olga damit vorhat. Haben heute vielleicht einige Leute Geburtstag? 

Nein, es sind Danke-Schön-Geschenke für drei Personen. Das erste wunderschöne Alpenveilchen bekommt unsere Rosi. Sie ist seit vielen Jahren als Gast bei uns und wischt regelmäßig nach dem Essen alle Tische ab.

Den zweiten Topf bekommt Werner, der seit langer Zeit die Theke bedient und außerdem regelmäßig viele Brote für alle Gäste schmiert, damit wir ihnen etwas mit auf den Weg geben können. 

Ja und was soll ich sagen, den dritten Blumentopf bekomme ich und staune. Olga erzählt unseren Gästen, dass wir beide ein gutes Team wären und uns gut ergänzen. Sie wäre froh, dass ich oft übersprudeln würde von Ideen für die Andacht und dass sie mir Zuversicht vermitteln könnte, wenn ich mal wieder die Befürchtung hätte: „Wie sollen wir das heute mit den wenigen Helfern und den vielen Gästen schaffen?“ (Ausgerechnet heute fehlt ein Helfer und es sind über 50 Gäste da!)

Ich bin sehr überrascht über das Lob und die schöne Blume. Es ist schon ein gutes Gefühl, für andere da zu sein, sich anzustrengen, um etwas zu vermitteln und dann tut es so gut, wenn man ein Lob dafür bekommt.  Wir alle loben unsere Mitmenschen viel zu wenig, aber auch unseren Vater im Himmel.

So motiviert erzähle ich unseren aufmerksamen und berührten Gästen etwas von Gottes Tagen. 

„Es gibt zwei Tage in der Woche, um die wir uns nie Sorgen machen brauchen, zwei Tage ganz ohne Kummer und Befürchtungen.

Der eine dieser beiden Tage war gestern mit seinen Mühen, seinen Sorgen und Schmerzen und seinen Fehlern. Er ist nun vorbei und wir können ihn nicht mehr ändern. Der gestrige Tag war meiner, aber jetzt gehört er Gott.

1Der andere Tag ist der morgige Tag mit allen seinen Möglichkeiten, seinen Belastungen und seinen Befürchtungen. Wir können ihn genauso wie den gestrigen Tag nicht kontrollieren. Der morgige Tag liegt in Gottes Hand und soll mein Tag werden.

Für mich bleibt nur ein Wochentag übrig, und das ist der heutige Tag.

Wir alle können die Lasten des heutigen Tages tragen. Nur wenn wir freiwillig die Lasten von gestern und von morgen auf den heutigen Tag obendrauf packen, wird es uns zu viel. Das kann nur Gott tragen. 

Sorgen über das Vergangene und Unruhe über das, was morgen passieren kann, rauben uns heute die Freude. Das Gestern und Morgen sind Gottes Tage – also überlassen wir sie ihm.

Und so können wir den heutigen Tag erleben mit allem, was Gott für uns bereithält. 

Darum sage ich euch: Überlass das Vergangene Gottes Barmherzigkeit,

das Jetzt der Liebe Gottes und die Zukunft Gottes Schutz.“ 

Das anschließend von einer CD abgespielte Lied lässt uns still und dankbar werden für alles, was Gott uns schenkt. Bevor unsere Gäste sich für die leckere Suppe anstellen, spricht Olga für uns alle ein Segensgebet.

Marianne Görner-Hohnrath