Demo Berlin 4Berlin: 80 Tausend Menschen aus ganz Europa folgten am Samstag den 22.10.22 dem Aufruf zur Solidaritätskundgebung mit den mutigen Frauen und Männern, die im Iran seit Wochen öffentlich gegen das Mullah-Regime im Iran demonstrieren. Durch Berlin marschierend, sangen und riefen sie den Mullahs im Iran zu: „Weg, weg, weg … .“

Auslöser der Massenproteste im Iran war der Tod der 22 Jahre alten iranischen Kurdin Mahsa Amini Mitte September. Die Sittenpolizei hatte sie festgenommen, weil sie das Kopftuch nicht richtig getragen haben soll. Die Frau starb am 16. September in Polizeigewahrsam. Seit ihrem Tod demonstrieren Tausende nicht nur gegen das Tragen des Kopftuches, sondern insgesamt gegen das islamische Herrschaftssystem. Viele wagen sehr viel, manche ihr Leben, um für einen anderen, einen freien Iran zu demonstrieren. Es ist in einem gewissen Sinne ein „iranischer Protestantismus“, der hier auf die Straßen geht, konträr zu dem als islamisch und arabisch übermächtig erfahrenem Regime. Video

Unter den vielen Demonstranten und Demonstrantinnen waren auch vier aus unserem Bibelkurs, die mit dem zentralen Slogan der Proteste 

„Frau – Leben – Freiheit“, als Erkennungszeichen, Demo Berlin 3

nach Berlin gefahren sind, um mit den vielen Zehntausenden gemeinsam zu demonstrieren. Angemeldet hatte die Demonstration das "Woman* Life Freedom Kollektiv", das sich gegen Unterdrückung und Missachtung der Menschenrechte einsetzt.

„Diese Demonstration in Berlin war eine besondere Erfahrung, erzählte Rozhina am Sonntag. Wir Iraner, sonst in vielen verschiedenen Interessengruppen zersplittert, waren uns jetzt alle einig. Wir wollen keine islamische Diktatur mehr, sondern Freiheit für alle Menschen, auch die Glaubensfreiheit. Dafür müssen wir jetzt alle zusammenstehen.“ 

Insbesondere die Glaubens- und Religionsfreiheit ist ein sensibler Gradmesser für die Verwirklichung der allgemeinen Menschenrechte in einem Staat. Und die „Nagelprobe“ für wahre Glaubensfreiheit ist immer noch die Freiheit aus einer Religion auszutreten bzw. aus eigener bewusster Entscheidung eine Religion zu wechseln.

„Frau – Leben – Freiheit“: Bibelleser wissen, dass es oft Frauen waren, die die besten Traditionen ihres Glaubens zu mobilisieren verstanden, um für das Wohl der Menschen aufzustehen gegen jede Form der Unterdrückung. So zitiert der Evangelist Lukas am Anfang seiner Jesuserzählung, wie Maria, schwanger mit ihrem Sohn Jesus, mit den Psalmen Israels freudig und hoffnungsvoll sang:

„Meine Seele erhebt den Herrn, und mein Geist freuet sich Gottes, meines Heilandes;

denn er hat die Niedrigkeit seiner Magd angesehen. …

Er übt Gewalt mit seinem Arm und zerstreut, die hoffärtig sind in ihres Herzens Sinn.

Er stößt die Gewaltigen vom Thron und erhebt die Niedrigen.

Die Hungrigen füllt er mit Gütern und lässt die Reichen leer ausgehen. … „

Zitat aus Lukas 1, 46-53                                                                                                                                                                  

Edgar Lüllau, 23. Oktober 2022

Fotos/Video: Privat