Gott hat alles schön gemacht zu seiner Zeit, auch hat er die Ewigkeit in ihr Herz gelegt; nur dass der Mensch nicht ergründen kann das Werk, das Gott tut, weder Anfang noch Ende (Prediger 3,11).

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Noch schwelgt der Sommer in seinen Farben und Düften. Und doch zerrt der Wind schon an Blättern und den Netzen der Spinnen. Der September trägt den Charme einer herben Schönheit und leichten Melancholie in sich, es klingt ein wenig nach Blues. Alles hat seine Zeit, sagt der Prediger (Kp 3,1). Die Dinge haben ihren Platz in Gottes Welt, auch die Zeiten, ihrem Werden und Vergehen. All das ist schön in Gottes Augen und von Ästhetik geprägt.

Mir fällt die Vorsicht des Schreibers auf. Sei nicht schnell mit deinem Munde und lass dein Herz nicht eilen ... 

denn Gott ist im Himmel und du auf Erden; darum lass deiner Worte wenig sein ...

Fürchte Gott! (Kp 5,1und 6).

Hier nehme ich eine bestimmte Demut wahr, die erkennt, dass Gott sich nicht von unseren Wünschen manipulieren lässt. Der Schreiber stellt mit ehrlicher Sachlichkeit fest, dass der Mensch das Werk Gottes nicht ergründen kann – weder Anfang noch Ende. Er gibt keine komplizierten Erklärungen oder billige Vertröstungen. Zu sehen, was vor Augen ist und damit umzugehen in selbständigem Denken und Handeln, scheint seine Maxime, wenn er sagt: Es ist besser, zu gebrauchen, was vor Augen ist, als nach anderm zu verlangen(Kp6,9).

Nüchtern auch die Aussage: Ich merkte, dass alles, was Gott tut, das besteht für ewig; man kann nichts dazutun noch wegtun ( K p 3,14).

„Ewig“ ein großes kleines Wort. Als Geschöpf Gottes kann der Mensch zurückfragen in die Vergangenheit. Und er kann über sein Heute hinausdenken. Das Vergangene kann er nicht mehr verbessern, sondern im Nachhinein nur besser verstehen. Was kommt, kann er nur in bester Absicht denken und planen.

Nun leben wir zwar nicht losgelöst vom Gestern und Morgen. Aber doch bestimmt von dem, was heute, in diesem Augenblick – in Gottes Gegenwart – sein soll. Am Ende kommen alle Dinge wieder zusammen an ihren Ursprung. Der Staub muss wieder zur Erde kommen, der Geist wieder zu Gott (Kp 12,7f).

Matthias Claudius hat diese Stimmung in einem seiner Gedichte wiedergeben: 

Der Mensch lebt und besteht
nur eine kleine Zeit,
und alle Welt
vergehet mit ihrer Herrlichkeit. Es ist nur Einer und an allen Enden und wir in seinen Händen.

Einen gesegneten Septembermonat wünscht Euer Pastor Willi Müller