Sonntagstreff 20.10.2019 Gottes Tage
Nachdem Olga unsere Gäste begrüßt hat, spricht sie ein Gebet. Neben ihr stehen zwei große braune Tüten und ich bin schon ganz gespannt, was Olga damit vorhat. Haben heute vielleicht einige Leute Geburtstag?
Nein, es sind Danke-Schön-Geschenke für drei Personen. Das erste wunderschöne Alpenveilchen bekommt unsere Rosi. Sie ist seit vielen Jahren als Gast bei uns und wischt regelmäßig nach dem Essen alle Tische ab.
Den zweiten Topf bekommt Werner, der seit langer Zeit die Theke bedient und außerdem regelmäßig viele Brote für alle Gäste schmiert, damit wir ihnen etwas mit auf den Weg geben können.
Wer im Dunkel lebt und wem kein Licht leuchtet, der vertraue auf den Namen des Herrn und verlasse sich auf seinen Gott (Jesaja 50,10).
Der Monatsspruch spiegelt dunkle Erfahrungen des Volkes Israel wider. Ihr Identitätsbewusstsein wurde in den schweren Epochen ihrer Geschichte immer mehr infrage gestellt! Viele tragische, nicht überlieferte Geschichten und Einzelschicksale verbergen sich dahinter.
Wie ein großes Kontrastwort zu ihren dunklen Erfahrungen erscheint dieses prophetische Wort, wie eine tragende Hoffnung bringen sie Gott ins Spiel. In aller politischen und persönlichen Ratlosigkeit der zurückgekehrten Israeliten werden diese aufgefordert, auf den Namen des Herrn zu vertrauen.
Aber ich weiß, dass mein Erlöser lebt (Hiob 19,25).
Hiobsbotschaften – die Frage nach dem Leid ist eine der Grundfragen der Menschheit und begegnet uns in vielen Formen: Warum muss ich leiden? Hat das Leid irgendeinen Sinn? Warum gerade ich? Menschen klagen, schreien, sind zutiefst verzweifelt und ganz außer sich. An vielen Stellen wird das Leid in der Bibel thematisiert. Im AT spielt die Frage nach dem Leid im Buch Hiob eine besondere Rolle.
Hiob wird beschrieben als frommer Mann, er hat tiefes Gottvertrauen, ist vorbildlich in der religiösen Praxis und opfert sogar für seine Kinder. Als Patriarch einer Großfamilie lebt er in Wohlstand und ist überall angesehen.
Wie es dir möglich ist: Aus dem Vollen schöpfend - gib davon Almosen! Wenn dir wenig möglich ist, fürchte dich nicht, aus dem Wenigen Almosen zu geben (Tobit 4,8)!
Almosen geben ohne Scheu? Ohne Befürchtung, dass die Spende nicht wirklich ankommt? Ohne schlechtes Gewissen, doch nicht genug gegeben zu haben? Ohne das Misstrauen, von einem Bettler oder einer Organisation betrogen zu werden?
Der Monatsvers stammt aus einem weisheitlichen Buch der Bibel und steht am Anfang einer wunderbaren Geschichte. Das Buch Tobit gehört zu den späten Schriften des Alten Testamentes. Luther hat diese bei der Übersetzung aussortiert, da sie „der Heiligen Schrift nicht gleichzustellen, aber doch nützlich und gut zu lesen“ seien.
Der doppelsinnige Spruch gehört zu einer längeren Unterredung zwischen dem erblindeten Vater Tobit und seinem Sohn Tobias. Tobit gibt den Glauben an Gott und das Vertrauen auf seine Weisungen an seinen Sohn weiter. Was er ihm in diesem geistlichen Vermächtnis besonders ans Herz legt, ist das Almosen geben: Ein Tun der Gerechtigkeit im Geben und Helfen.
Es steht exemplarisch für ein ganzes Leben nach Gottes Geboten, unabhängig davon, ob viel oder wenig zur Verfügung steht. Entscheidend ist nicht, wie groß eine Gabe ist, sondern dass die Armen Unterstützung erfahren. Diese Pflicht gilt auch dann, wenn man selbst nur wenig hat.
Was hülfe es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewönne und nähme doch Schaden an seiner Seele? (Matthäus 16,26)
Die Welt gewinnen, das klingt sehr verlockend. Aber wie könnte das denn gehen, die Welt gewinnen? Was nimmt der Mensch da in den Blick? Was ist das Ziel seines Strebens? Gewinn von Besitz, von Ansehen, mehr Zustimmung durch andere Menschen, schnelles Erreichen von Karrierezielen? Oder möglichst viele verschiedene Länder bereisen, Erfüllung persönlicher Wünsche und Ziele, Optimierung des eigenen Körpers, Höchstzahl an Facebookfreunden und immer mehr Follower in den sozialen Medien?